Fünf Faktoren für zuverlässiges Scannen im Außenlager

Fünf Faktoren für zuverlässiges Scannen im Außenlager

Holger Wermke
Mobile Geräte
Lagerlogistik

Scannen im Außenlager ist eine Herausforderung. WLAN ist häufig nur lückenhaft oder gar nicht vorhanden, Paletten-Etiketten sind zu klein zum Scannen. Kommt noch Sonnenlicht ins Spiel ist der Frust schnell komplett: Der Laser-Zielpunkt des MDE-Geräts ist schlecht bis gar nicht zu erkennen, und Spiegelungen auf dem MDE-Bildschirm erschweren das Arbeiten. Doch es gibt Lösungen, um auch im Außenbereich eines Lagers effiziente Scan-Prozesse umzusetzen.

 

Das Szenario:
Automobilzulieferer mit weitläufigem Freigelände

 
Paletten-Kommissionierung im Aussenlager

 

Das Scannen im Außenlager sei nicht ohne weiteres umsetzbar – so eine regelmäßig geäußerte Meinung von Logistikverantwortlichen. Zum Beispiel im Rahmen der SAP-gesteuerten Intralogistik eines weltweit tätigen Automobilzulieferers. Ein Großteil der produzierten Metallteile wird dort palettenweise auf einem weitläufigen Freigelände gelagert. Staplerfahrer erledigen die bedarfsgerechte Kommissionierung und Versandvorbereitung der Paletten. Ziel war es, die bisher papierhafte Abarbeitung von Kommissionier- und Kundenaufträgen digital abzubilden. Dazu sollten idealerweise mobile Handheld Scanner oder Handrückenscanner zum Einsatz kommen.

 
Mehrere erfolglose Hardware-Tests

 

Mehrere Hardware-Lieferanten erhielten Einladungen, um vor Ort Tests mit verschiedener Hardware durchzuführen. Das Ergebnis: Alle Testläufe schlugen fehl. Das Problem: Die Staplerfahrer konnten die 1D-Barcodes auf den Paletten nur bei schlechtem Wetter zuverlässig scannen. Bei Sonnenschein lasen die mobilen Terminals die Barcodes häufig nicht. Mit der Folge, dass das MDE-Projekt auf Eis gelegt wurde.

 

Wenn ich mich nur nach den Hardware-Experten gerichtet hätte, wäre es bis heute nicht umsetzbar gewesen.
Logistikleiter eines Automobilzulieferers
 
Wie weiter?

 

Mit diesem Problem sehen sich viele Logistikverantwortliche konfrontiert. Während in einer Lagerhalle wesentliche Parameter wie WLAN-Infrastruktur oder Lichtverhältnisse kontrolliert werden können, sind im logistischen Außenbereich bestimmte Faktoren sehr variabel. Darauf kann man sich in der Planung eines mobilen Projekts einstellen und so den Projekterfolg sichern. Experten für mobiles Arbeiten wie Hardware-Partner oder spezialisierte Software-Anbieter geben wertvolle Impulse für die Praxis.

 

Scannen im Außenlager:
Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung

 

Zuverlässiges Scannen im Logistik-Außenlager - auch bei Sonnenschein.

 

Folgende Schritte gilt es umzusetzen:

 
  • 1. WLAN oder Mobilfunk
  • 2. QR-Codes in Mindestgröße
  • 3. Geräte mit Long Range Imager
  • 4. Barcodes leichter erfassen
  • 5. Bedienerfreundliche Software
 
1. Entscheidung für WLAN oder Mobilfunk

 

In unserem Beispiel-Unternehmen werden Fertigprodukte auf Paletten gepackt und auf einer weitläufigen Freifläche gelagert. Staplerfahrer sorgen für die passgenaue Bewegung der Paletten je nach Anforderung. Idealerweise ist das Außenlager über Access Points mit WLAN ausgeleuchtet, um eine Online-Kommunikation mit der Warenwirtschaft oder dem Lagerverwaltungssystem zu gewährleisten. Gibt es keine Funkinfrastruktur, können ausgewählte Industrie-Handhelds auch über Mobilfunk mit dem (SAP)-Backend kommunizieren.

 
2. QR-Codes in Mindestgröße verwenden

 

Jede Palette verfügt über ein Label, das je nach Prozess direkt aus SAP generiert wird, z. B. Wareneingang aus der Produktion, kommissionierte Waren u.a. Auf den Labels wurde üblicherweise ein 1D-EAN-Barcode gedruckt, der per Handscanner aus kurzer Distanz gut gelesen werden konnte. Für eine funktionierende Scanner-Lösung empfiehlt es sich, 2D-Barcodes, zum Beispiel QR-Codes, zu nutzen. Diese 2D-Barcodes sollten eine Größe von mindestens 10 x 10 Zentimetern haben und einen weißen Randbereich zur nächsten Informationseinheit. So lassen sich Barcodes aus großer Entfernung zuverlässig mit einem Handscanner erfassen.

 
3. Mobile Geräte mit Long-Range-Imager benutzen
 
Beim Scannen im Außenlager eignen sich Long-Range-Imager für das Scannen vom Stapler.
Zebra MC9300 mit Long-Range-Imager

Sobald die grundlegende Infrastruktur vorhanden ist, kann man bei der Planung ins Detail gehen, wobei nun die passende Hardware an der Reihe ist. Denkbar ist sowohl der Einsatz von Handheld-Computern als auch die Kombination aus Stapler-Terminal und Handscanner. Unabhängig davon sollte in den meisten Fällen das Augenmerk auf leistungsfähige Scan-Engine gelegt werden, mit der über Distanzen von mehreren Metern sicher Barcodes gelesen werden können.

 

Noch ein Hinweis: Nur ausgewählte Geräte in diesem Anwendungsbereich sind Mobilfunk-geeignet – dieser Aspekt sollte ggf. bei der Auswahl geprüft werden. Und übrigens, eine denkbare Alternative kann eine so genannte Matrizekamera sein, z. B. die EVS144 des schwedischen Herstellers Ident System, die auf dem Staplerdach montiert wird und von dort Barcodes erfasst.

 
4. Erfassen von Barcodes erleichtern

 

Auch bei einem erfolgreichen Test - unter Beachtung der vorgenannten Punkte - kann es zu Herausforderungen kommen. Ein kaum lösbares Thema ist das optische Zielen auf die Barcodes. Bei bedecktem Himmel sehen Staplerfahrer das Fadenkreuz bzw. den Aiming Dot der mobilen Scanner auf den Paletten und können so komfortabel den Scan auslösen.

 

Das Problem: Bei Sonnenlicht ist der Aiming Dot erst aus geringer Entfernung zu erkennen – ungünstig im Staplerbetrieb. Hier hilft tatsächlich nur ein Kompromiss: Die Barcodes werden in einer für die Staplerfahrer optimalen Größe und an einer gut scanbaren Position und Höhe an den Paletten angebracht, so dass der Fahrer nahezu blind und aus der Bewegung heraus den Barcode scannen kann. Manche Staplerfahrer visieren die Barcodes über das Handheld flach an, wie bei einer Pistole. Wieder andere befestigen mit Klebefüßen Kimme und Korn an den Geräten, um das Zielen zu vereinfachen.

 

Sichtbarkeit ist auch ein Thema, wenn es um die Displays der mobilen Hardware geht. Hier hilft es, die Helligkeit der Bildschirme zu maximieren – bitte auf einen leistungsstarken Akku achten – oder spezielle Entspiegelungsfolien zu nutzen.

 
5. Bedienerfreundliche Software nutzen

 

Wer die bisher genannten Aspekte in der Planung seiner mobilen Scanner-Lösung berücksichtigt, ist auf einem sehr guten Weg. Dann bleibt nur noch die Auswahl einer mobilen Software, die das vorhandene Backend-System, zum Beispiel SAP, anbinden kann und den Staplerfahrern ein praktikables User Interface und damit eine geeignete SAP User Experience bietet.

 

Fazit

 

Scannen in einem Außenlager ist eine Herausforderung, die nach spezifischen Lösungen verlangt. Wer die relevanten Stellschrauben kennt, die er drehen muss, kann entspannt seine mobilen Prozesse im Außenbereich mobilisieren.

 

 
Entscheiden Sie sich mit unserem Hardware Finder für die passenden mobilen Geräte.

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