WashTec: Mobile SAP-Prozesse mit Kardex-Anbindung und RFID
Holger Wermke
WashTec – der Name steht für Expertise in Sachen automatisierte Fahrzeugwäsche. Einzelfertigung steht im Fokus, ebenso wie komplexe Versandvorgänge – beides begleitet und dokumentiert durch eine mobile Lösung für die SAP-geführten Logistikprozesse.
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Der Weltmarkführer für Fahrzeugwaschanlagen, darunter Portalwaschanlagen, Waschstraßen sowie SB- und Nutzfahrzeug-Waschanlagen, setzt für die Steuerung seiner Unternehmensprozesse auf ein SAP ERP-System. Über das SAP organisiert die in Augsburg ansässige Gruppe alle relevanten Vorgänge rund um ihre
- Produktion und Logistik in Augsburg, Grebenau, Recklinghausen sowie den Auslandsstandorten
- 40.000 Waschanlagen (waschen täglich mehr als 2 Millionen Fahrzeuge)
- über 1700 Mitarbeiter in mehr als 80 Ländern
- 600 eigene Techniker in Europa und 300 Techniker bei Vertriebspartnern
- Service-Dienstleistungen wie regelmäßige Wartung, Chemieversorgung, Hallenreinigung und optische Überholung
Effizienter sein und Zeit gewinnen
Der Weg zur Marktführung führt nicht allein über wettbewerbsfähige Produkte. Auch optimale Prozesse in Fertigung und Logistik tragen zum Unternehmenserfolg bei. Einer der Verantwortlichen für diese Prozesse ist Stanislas Fourrier. “Ich bin sowohl für das Werk in Augsburg zuständig”, so der Head of Logistics International, “zusätzlich habe ich eine fachliche Verantwortung für die Kollegen in Tschechien und unterstütze bei logistischen Projekten, auch in den Werken USA und China.”
Die Logistikabteilung am Hauptstandort in Augsburg beinhaltet den gesamten Wareneingang, die Lagerverwaltung, die Materialversorgung in die Produktionsbereiche sowie den Versand der vormontierten Waschanlagen. Bei WashTec wird eine Kultur der kontinuierlichen Optimierung gelebt. Ein Baustein dieser Bemühungen war im Jahr 2013 die Einführung einer Lösung für mobile Datenerfassung mit SAP.
“Die Motivation war damals, die Möglichkeit zu bekommen, dass die Mitarbeiter nicht alle 5 Minuten zurück zum Arbeitsplatz gehen und Transportaufträge quittieren müssen, oder Kanban leer setzen, sondern dass das diese Tätigkeit direkt am Geschehen stattfindet”, erinnert sich Fourrier. Die Einführung des papierlosen Arbeitens erfolgte schrittweise. Umgesetzt wurde zunächst die mobile Quittierung von TA, später kam die mobile Buchung des Wareneingangs hinzu, die mobile Kommissionierung, das Handling-Unit-Management auf dem Handheld. Und so weiter – bis hin zur Integration von Lagerliften in die mobile Lösung.
Auftragsbezogene Produktion nach Netzplan
“Die Takte von Montage und Versand sind am Wunschtermin jedes Auftrages orientiert”, erklärt Fourrier. Ist der Wunschtermin im Vertrieb kaufmännisch und im Auftragszentrum technisch geprüft, wird er im Netzplan fixiert – dieser gibt von da an den Takt vor: Die Produktion und auch die Versandplanung richten sich nach dem Termin. Alle Arbeitsschritte von der Blechfertigung, Lackierung, Montage bis zum Versand erfolgen dann in der Regel innerhalb von vier Wochen.
Effizienter Materialfluss mit SAP und MDE
Um die zeitlichen Vorgaben zu erreichen, braucht es einen reibungslosen Materialfluss in die Fertigung. Und eine detaillierte und korrekte Dokumentation in SAP. Zu diesem Zweck setzt WashTec eine auf das SAP-Customizing angepasste mobile Ontego-App ein. Genutzt wird die MDE-Lösung in Augsburg, in kleineren Produktionsstätten wie dem AUWA Chemie-Werk in Grebenau und dem Elektronikwerk in Recklinghausen sowie in Denver (USA) und Pilsen (Tschechien).
Die Motivation war damals, dass die Mitarbeiter nicht alle 5 Minuten zurück zum Arbeitsplatz gehen müssen, um Transportaufträge zu quittieren oder Kanban leer zu setzen.— STANISLAS FOURRIER, HEAD OF LOGISTICS INTERNATIONAL, WASHTEC Gruppe
Was als einfaches Buchen von Transportaufträgen in der Produktionsversorgung begann, hat sich zu einer ausgefeilten Scanner-Lösung entwickelt. Heute buchen die Mitarbeiter im Wareneingang, in der Kommissionierung, in der Fertigungslogistik sowie im Versand und bei der Inventur mobil, so Fourrier. Einige spezifische Integrationen und Funktionen stechen in der mobilen Lösung von WashTec besonders heraus.
Zweistufige Kommissionierung
War das initiale Motiv für die Einführung der mobilen Lösung noch ein effizienteres Quittieren von Transportaufträgen, so wurde die Lösung in einem weiteren Schritt für die zweistufige Kommissionierung fit gemacht, berichtet Fourrier. Die Erweiterung umfasste die Materialbereitstellung zum Fertigungsauftrag und auch hier war das Streben nach mehr Effizienz der entscheidende Treiber.
Fourrier skizziert ein Beispiel: Statt sequenziell und isoliert einen Transportauftrag nach dem anderen zu bearbeiten, scannt ein Mitarbeiter heute mehrere SAP-seitig offene TA auf einmal und entnimmt entsprechend die Gesamtmenge über die erfassten TA in einem physischen Arbeitsschritt. Diese Gesamtmenge wird dann in einem Beipacklager auf die einzelnen Aufträge zugeordnet und die TA auch im SAP gebucht.
Dadurch sei viel Effizienz gewonnen worden, freut sich Fourrier. Zwischen 2020 und 2022 konnten jedes Jahr mehrere Prozent Zeitgewinn bei der Bearbeitung von Transportaufträgen gegenüber der systemseitig berechneten Auftragsdauer erzielt werden. Fourrier resümiert: “Die durchschnittliche Bearbeitungsdauer lag früher bei 5 Minuten pro Transportauftrag. Durch die kontinuierliche Zeitreduktion pro Auftrag kann ein Mitarbeiter in derselben Zeit heute deutlich mehr TA bearbeiten.”
Kanban mit RFID
In der Produktionsversorgung setzt WashTec unter anderem auf ein Kanban-System. Heute nutzt das Unternehmen ein RFID-basiertes System. “Wir bekommen einen Wagen mit leeren, anonymen Behältern”, beschreibt Fourrier. “Sobald also ein Behälter leer ist, wird ein RFID-Etikett von einem Produktionsmitarbeiter in unseren Briefkasten eingeworfen. Daraus wird automatisch ein Transportbedarf und in der Folge ein Transportauftrag generiert.” Mit diesem Transportauftrag kann eine Auslagerung aus dem Lagerlift erfolgen - dazu gleich mehr im folgenden Abschnitt.
Hat der Mitarbeiter das gewünschte Material entnommen und den Behälter aufgefüllt, sendet das Mobilgerät einen Druckauftrag an einen RFID-Drucker. Dieser erzeugt ein RFID-Etikett mit Kanban-ID und weiteren Daten, mit denen sich der bislang anonyme Behälter samt Inhalt identifizieren lässt.
Mobile Anbindung des Lagerlifts
Automatische Lagersysteme halten in der Logistik immer mehr Einzug. Auch bei WashTec unterstützen Automaten des Schweizer Herstellers Kardex die Kleinteile-Verwaltung. Einen spürbaren Effizienzgewinn erzielt WashTec durch die direkte Integration der Automaten-Auslagerung in die mobile Lösung. Das heißt konkret, die Ontego-App kommuniziert mit dem Lagerlift über eine Webservice-Schnittstelle.
Früher gab ein Mitarbeiter das gewünschte Tablar am Shuttle-Monitor ein und wartet auf die automatische Bereitstellung. Diese Wartezeit konnte durch die Integration von Shuttle und Scanner-Lösung deutlich reduziert werden.
Das Konzept sah vor, dass während der Entnahmen die Logistik-App am Lagerlift bereits das Tablar für die nächste TA-Position anfordert. Auf diese Weise kann der Mitarbeiter direkt die erforderlichen Materialien entnehmen und die Bearbeitung der Transportaufträge deutlich schneller abwickeln.
Ohne konkrete Zahlen nennen zu wollen schätzt Fourrier die Zeitersparnis je Position als deutlich messbar ein. Bei mehreren Tausend Transportaufträgen pro Woche summiert sich der Zeitgewinn zu einer erheblichen Ersparnis.
Verlade-Check und Foto-Dokumentation
Großformatige Lieferungen, verteilt auf mehrere LKWs und der Aufbau durch externe Montage-Teams erfordern auch im Versand ganz spezifische mobile Prozesse. Handling Units (HU) sind die Basis für die mobilen Verladeprozesse. Die Kontrolle der Verladung wird einfach per Scan von HU-Nummer gewährleistet. So kann ganz einfach eine Zuordnung zur jeweiligen Lieferung erfolgen. Und die Vollständigkeit transparent dokumentiert werden.
Zudem habe es einen großen Zugewinn gebracht, die Fotodokumentation in die mobile Lösung zu integrieren, hebt Fourrier hervor. Da die Montage größtenteils durch Subunternehmen erfolge, gab es in der Vergangenheit immer wieder die Situation, dass Subunternehmen fehlende Teile meldeten. Heute ist die Fotodokumentation fester Bestandteil der Verladung. Die Versandmitarbeiter machen Fotos vom LKW, vom Waschportal, vom Beipack, von den Schienen – und diese Fotos werden mit der Lieferung verknüpft.
“Das hat enorm viel gebracht”, beurteilt der Logistikleiter. Dank der akkuraten Dokumentation sind die Subunternehmen stärker in die Pflicht genommen, ihrerseits die Ladung bei Anlieferung genau zu prüfen und zu dokumentieren, um nicht vorschnell Material erneut anzufordern.
Mobile Inventur
Ein klassisches Thema, aber eben auch ein Anwendungsfeld mit großem Mehrwert, ist die digitale, direkte Inventur. Früher habe man bereits mit Offline-Scannern gearbeitet, die im Wesentlichen Materialnummer und Menge erfassten. Jetzt kann mit der synchronisierten Ontego App in Echtzeit eine Prüfung durch das SAP-System vorgenommen werden, um mögliche Eingabefehler zu identifizieren. “Die App sagt dann beispielsweise, das Material verbindet sich nicht in den Produktionsversorgungsbereich”, veranschaulicht Fourrier. Durch die jetzt mögliche Live-Synchronisation mit dem SAP-System entfielen diese Aufwände. “Inventuren dauern kürzer. Wir sind schneller geworden mit der mobilen Lösung.”
Fazit
Als Weltmarkführer in seinem Segment setzt WashTec seit 10 Jahren auf mobile SAP-Prozesse in Lagerlogistik, Fertigung und Versand. Flexible Prozesse und die Einbindung von Drittsystemen wie Lagerlift und RFID-Druck bestimmen die Logistik-App des Augsburger Unternehmens. Übergeordnetes Ziel bei Einführung und der laufenden Weiterentwicklung ist das Streben nach Effizienz. Die Einsparung von Zeit bei sich wiederholenden Tätigkeiten sowie die Vermeidung von unnötigen Kosten, etwa durch vermeidbares Nachsenden von Teilen zur Endmontage, sind messbare Ergebnisse des mobilen Arbeitens.
Vielen Dank für Ihr Interesse, Sie hören von uns.
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