Kommissionierung mit Handrückenscanner und SAP-Integration

Kommissionierung mit Handrückenscanner und SAP-Integration

Tom Bucksch
Mobile Geräte
Lagerlogistik
SAP

Die digitale beleglose Kommissionierung mit direkter SAP-Anbindung gehört in vielen Unternehmen zum Alltag. Zum Einsatz kommen bei Mann-zur-Ware-Prozessen oft Handhelds mit Logistik-Apps. Zusätzliches Optimierungspotenzial bietet die Nutzung von Handrücken- oder Ring-Scannern.

 

Die SAP Kommissionierung gehört zu den logistischen Kernprozessen. Egal in welchem konkreten Kontext, z. B. im Zuge der Materialbereitstellung zum Fertigungsauftrag oder zur Stückliste bzw. der Kommissionierung zur Auslieferung oder zum Transport – die Handgriffe aus Sicht des Lagermitarbeiters sind vergleichbar. Der zugrundeliegende Auftrag enthält die relevanten Informationen wie

 

  • Lagerort
  • Lagerplatz
  • Artikelbezeichnung und Artikelnummer
  • Menge
  • Ggf. Chargen, Seriennummern o.ä.

 

Die Herausforderung liegt darin, die Kommissionierleistung zu optimieren bei gleichzeitig minimaler Fehlerquote. Die Nutzung mobiler Datenerfassung in der Kommissionierung ist eine Möglichkeit der Prozessoptimierung. Die Daten aus dem Prozess werden vom Lagermitarbeiter per Handheld-Scanner in Echtzeit erfasst, übertragen und im SAP-System aktualisiert, wodurch die Effizienz und Genauigkeit der Kommissionierung verbessert wird. Diese nahtlose Integration von Hardware und Software ermöglicht darüber hinaus eine effektive Steuerung und Überwachung der logistischen Prozesse.

 

Durch die Kombination von MDE-Geräten mit Wearable-Technologie kann die Effizienz zusätzlich gesteigert werden.

 

Was sind Handrücken-, Handschuh- oder Ring-Scanner?

 

Wearable-Scanner sind tragbare Geräte, die am Handrücken oder Finger des Lagermitarbeiters befestigt werden und zur Erfassung von Daten, wie beispielsweise Barcodes, QR-Codes oder Data-Matrix-Codes, dienen.

 

  • Ein typischer Handrücken-Scanner besteht aus einer kleinen, leichten Einheit, die am Handrücken oder Finger (Ring-Scanner) des Benutzers befestigt wird.
  • Das Gerät ist mit einem Scanmodul ausgestattet, das die Daten mittels eines Lasers oder eines Bildsensors erfasst.
  • Die Erfassung kann durch einfaches Tippen oder Drücken ausgelöst werden.
  • Scan-Reichweiten: wenige Zentimeter bis mehrere Meter
  • Die tragbaren Scanner werden mit verschiedenen Schnittstellenoptionen wie NFC, Bluetooth oder WLAN angeboten, um eine nahtlose Integration mit anderen Systemen zu ermöglichen, z. B. einem Handheld-Gerät.

 

SAP-integrierte Kommissionierung

 

Aus technischer Sicht entfalten Handrücken-Scanner ihre Stärken, wenn man sie zusammen mit einem intelligenten MDE-Gerät nutzt. Seine “Intelligenz” erhält das entsprechende Gerät in Gestalt einer Kommissionier-App. Diese App, z. B. auf Basis der Ontego Plattform , verarbeitet die vom tragbaren Scanner erfassten Informationen und meldet sie nach einer definierten Logik an die SAP-Bestandsverwaltung bzw. die SAP-Lagerverwaltung - SAP WM, SAP EWM oder SAP Stockroom Management - zurück. Dadurch erhalten Mitarbeiter im Logistikbüro oder Logistikleiter Echtzeitinformationen über den Bestand, den Fortschritt der Kommissionierung und andere relevante Daten.

 

Zebra-Handheld mit mobilen Logistik-Screens und ProGlove Handschuh-Scanner

 

Der Markt für Handrücken-Scanner

 

Handrücken-Scanner ergänzen mittlerweile das Portfolio aller namhaften Hersteller industrieller Handheld-Hardware, darunter die Marktführer

 

  • ProGlove
  • Zebra Technologies
  • Honeywell

Wearable-Scanner von Honeywell, Zebra und ProGlove in einer Collage

 

Diese Hersteller sind nur einige Beispiele und es gibt noch weitere Unternehmen, die Wearable-Scanner anbieten, etwa Datalogic, Point Mobile oder die deutschen Anbieter ACD und Feig Electronic.

 

 
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So kann die Kommissionierung mit SAP-App und Handschuh-Scanner ablaufen

 

Der Einsatz einer Logistik-App wie Ontego auf einem Handheld-Gerät in Verbindung mit einem Handschuh-Scanner ermöglicht einen effizienten und genauen Kommissionierprozess.

 

  • Vorbereitung: Der Kommissionierer loggt sich am Handheld oder Stapler-Terminal mit seinen SAP-Anmeldedaten in die Logistik-App ein, um den Kommissionierprozess zu starten. Das MDE-Gerät ist mit dem Handschuh-Scanner verbunden und einsatzbereit.
  • Auftragsauswahl: Der Kommissionierer wählt in seiner Logistik-App einen Kommissionier-Auftrag aus. Der Auftrag enthält Informationen über die zu kommissionierenden Produkte, den Lagerort und andere relevante Details.
  • Kommissionierung: Der Kommissionierer startet in der App die Kommissionierung. Ihm werden die Auftragspositionen in der vom SAP-System vorgegebenen Reihenfolge. Er geht oder fährt zum vorgesehenen Lagerort bzw. Lagerplatz.
  • Scannen des Barcodes: Mit dem Handschuh-Scanner scannt der Kommissionierer den Barcode des ausgewählten Produkts. Der Scanner erfasst den Barcode automatisch und überträgt die Daten an die Logistik-App auf dem MDE-Gerät.
  • Bestätigung der Kommissionierung: Der Barcode-Scan ist zugleich die Quittierung der jeweiligen Auftragsposition.
  • Fortsetzung des Prozesses: In der App öffnet sich die nächste Position und der Kommissionierer wiederholt die Schritte 3 und 4 für die restlichen Positionen des Auftrags.
  • Abschluss des Auftrags: Sobald alle Produkte des Auftrags kommissioniert sind, meldet der Kommissionierer über die Logistik-App den Abschluss des Auftrags. Die Informationen werden an das übergeordnete System, wie beispielsweise ein SAP-System, übertragen, um den Bestand und den Fortschritt zu aktualisieren.

 

Das Handheld-Gerät und der Handschuh-Scanner ermöglichen eine nahtlose Erfassung und Bestätigung der Produkte, während der Kommissionierer die Ware handhabt. Die Integration von Hardware und Software verbessert die Produktivität, reduziert Fehler und ermöglicht eine Echtzeitaktualisierung von Beständen und Auftragsinformationen.

 

ProGlove Handschuh Scanner bei einem Kunden in der Kommissionierung im Einsatz

 

Vorteile von Handschuh-Scanner in der Kommissionierung:

 

Der Einsatz von Handrücken-Scannern im Zusammenspiel mit Handheld-basierten Logistik-Apps bietet einige nennenswerte Vorteile:

 

  • Schnelligkeit: Durch die freihändige Bedienung können Mitarbeiter direkt Waren oder Materialien vom Lagerplatz entnehmen und auf eine Palette oder in einen KLT packen. Der übliche Griff zum Handheld oder Handscanner entfällt. Eine Zeitersparnis pro Scan von mehreren Sekunden ist erzielbar.
  • Ergonomie: Handschuh-Scanner sind ergonomisch, wenige Gramm leicht und einfach zu bedienen. Dadurch reduziert sich die körperliche Belastung und Ermüdung der Lagermitarbeiter.
  • Intuitives Arbeiten: Kommissionier-Prozesse mit Unterstützung von Handschuh-Scannern sind einfach und leicht verständlich. Neue Mitarbeiter werden schnell angelernt und sind sofort produktiv.

 

Konkrete Zahlen für das Einsparpotenzial findet der interessierte Logistiker bei Herstellern oder in Studien. So gibt der Vorreiter auf dem Markt für industrielle Wearables, die Workaround GmbH (ProGlove), auf ihrer Website eine Zeitersparnis von bis zu 6 Sekunden pro Scan an. In einer Studie hat das Fraunhofer Institut für Materialfluss und Logistik (IML) ermittelt, dass die Kommissionierzeit um bis zu 35% reduziert werden kann.

 

Fazit

 

Handrücken-Scanner können die Kommissionierung vereinfachen und beschleunigen. Die Wearable-Geräte minimieren in Kombination mit Logistik-Apps Fehler und beschleunigen Arbeitsprozesse, was zu einer höheren Kommissionierleistung führt. Für Logistikverantwortliche kann es eine Überlegung wert sein, ausgewählte Prozesse unter Einsatz von Handschuh-Scannern zu kalkulieren, auch mit Blick auf die Mitarbeiterzufriedenheit.

 

 
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