SAP User Experience – Usability für Scanner-Lösungen erhöhen
Paul Schmidt
In der SAP-Logistik erhält Zweckmäßigkeit oft den Vorzug vor Nutzerfreundlichkeit. Diese Leitlinie gilt vielfach auch für MDE-Lösungen, wenn sie auf Basis von SAP-Standard-Technologien wie ITSmobile, SAP Console oder dem RF-Framework aufsetzen. Dabei sind gerade im SAP-Umfeld zeitgemäße, nutzerfreundliche Software-Lösungen für die mobile Datenerfassung in Lager und Produktion möglich.
Nutzerfreundliche Logistik-Apps für SAP sind möglich
Erfolgreiche Apps im privaten Umfeld sind oft nicht zuletzt deshalb erfolgreich – sprich gewinnen viele Nutzer für sich, weil sie über eine gute „User Experience“ verfügen, dem Nutzer also ein positives Gesamterlebnis während der Bedienung bieten.
Dieses positive Erlebnis umfasst
- die grundlegende Funktion einer App und
- ein ansprechendes Design sowie
- eine durchdachte Benutzerführung.
Heute nimmt im Bereich der Industrie-Handheld Scanner und Stapler-Terminals Android als mobiles Betriebssystem die führende Rolle ein. Auf dieser Basis ist es möglich, bewährte Designprinzipien und Anwendungslogiken auf SAP-Logistik-Apps zu übertragen.
Exkurs: Anwender-orientiertes App-Design
Der User Experience-Designer Erik Kennedy stellte fest, wie bedeutend es für den Menschen ist, wenn Oberflächen auf Bildschirmen dreidimensional und anfassbar wirken. Auf den daraufhin von Apple gesetzten Design-Trend aus den Nullerjahren folgte die radikale Kur des „Flat Designs“.
Doch die Welt ist nicht flach. Eine gesunde Portion Haptik ist für unser Gehirn wichtig, damit wir wirklich bedienen wollen. Nach Apple erkannten dies auch Microsoft und Google. Letztere setzen mit „Material Design“ auf die metaphorische Übertragung von realem Material auf den Bildschirm (leichtes Papier, fester Karton etc.).
Im Ergebnis sehen wir heute subtil erhobene, schattierte Buttons, leicht animierte Felder oder farbliche Hervorhebungen je nach Kontext. Manchmal kaum für den Benutzer sichtbar, aber durch ihre Subtilität immer spürbar.
Seitdem ich Business Software entwickle, habe ich immer daran geglaubt, dass Design beim Benutzer anfangen muss.— Hasso Plattner
Was ist wichtig bei mobilen Anwendungen?
Kernproblem ist bis heute der im Vergleich zu Desktop-Bildschirmen stark reduzierte Platz auf Mobilgeräten. Und das hat Implikationen auf die Entwicklung mobiler Logistik-Apps:
- Eingabefelder und Buttons auf das Wesentliche reduzieren
- Praktische Prozesse stehen im Vordergrund
- Nutzer konsequent führen und unterstützen
Ziel sollte es sein, die mobilen Arbeitsvorgänge des Mitarbeiters durch Software-seitige Unterstützung so rational und angenehm wie möglich zu machen. Denn insbesondere bei mobilen Prozessen geht es vielfach um auf den Punkt konzipierte Anwendungen. So stellen z.B. das vereinfachte Picking in der SAP Kommissionierung oder die intelligente Nutzerführung durch komplexe Serviceberichte für den Lagerarbeiter eine echte Unterstützung in der täglichen Praxis dar.
Warum in App-Oberflächen investieren?
Mobile Software gehört zum Handwerkszeug vieler Mitarbeiter. Und diese nutzen im privaten Umfeld oft anspruchsvoll gestaltete Apps. Selbst SAP spricht von der anspruchsvollen Generation Y, die gute Software mit guten Oberflächen nahezu gleichsetzt.
- Nutzerfreundliche Oberflächen sind Voraussetzung für intuitive Apps.
- Intuitive Apps lassen sich ohne Schulung bedienen.
- Geführte App-Prozesse vermeiden Fehlbedienung und damit Folgekosten.
- Intelligente Eingabehilfen erhöhen Datenqualität.
Die 5 Kern-Aspekte nutzerfreundlicher SAP-Apps in der Logistik
Es gibt 5 Kernpunkte, die im Kontext einer MDE-Lösung bedacht werden sollten:
-
Spezielle Oberflächen für robuste Geräte
Der Daumen ist bei einem schweren Industriegerät weiter entfernt als beim handelsüblichen Smartphone. Handschuhe erschweren Wisch-Gesten, deswegen braucht es alternative Bedienkonzepte. -
Bedienung über Touch oder Tastatur ermöglichen
Im Lagerumfeld kann die Nutzung einer physischen Tastatur weiterhin sinnvoll sein. Die Bedienkonzepte sollten daher verschiedene Einsatzszenarien von vornherein berücksichtigen. -
Hardware und Peripherie vollständig integrieren
Das Scannen von Barcodes ist integraler Bestandteil von MDE-Lösungen in der SAP-Logistik. Eine mobile Anwendung sollte das Scannen und auch das Erfassen anderer Daten wie RFID, NFC oder Kamerabilder nahtlos ermöglichen. Dasselbe gilt für die Integration von mobilen Drittgeräten wie Druckern. -
Formfaktoren verschiedener Geräte berücksichtigen
Das Versprechen „ein User Interface für alle Device“ klingt verlockend, greift in der Logistikpraxis allerdings nur teilweise. In jeder mobilen Anwendung geht es letztlich darum, optimale Ergebnisse für den späteren Einsatzfall auf dem geplanten Mobilgerät zu erzielen. Eine Lösung kann daher unter Umständen auf einem 5 Zoll-Handheld andere Informationen darstellen als auf einem 12 Zoll Stapler-Terminal. Gleichwohl: Responsive Oberflächen müssen Hardware-Unabhängigkeit in einer Geräteklasse gewährleisten, die dem Unternehmen Investitionssicherheit bietet. -
Einmal entwickeln und immer wieder verwenden
Die Roll-out-Fähigkeit mobiler SAP-Anwendungen sollte bei der App-Entwicklung mitbedacht werden; selbst, wenn sich Prozesse marginal von Werk zu Werk unterscheiden, sollten sie für ein optimales Ergebnis berücksichtigt werden. Entscheidend ist die einfache Anpassbarkeit der mobilen Scanner-Lösung.
Fazit
In der SAP-Logistik steht häufig die reine Datenerfassung mittels Mobilgerät auf Grundlage von Standardprozessen im Vordergrund - zeitgemäße Oberflächen und optimierte mobile Nutzerführung geraten dabei ins Hintertreffen. Zu Unrecht, weil so wertvolles Potenzial verschenkt wird. Mobile Apps können versteckte Potenziale heben, indem sie den Lagerarbeiter mit einer intelligenten Nutzerführung, Kontrollmechanismen und Eingabehilfen unterstützen. Das verbessert die Datenqualität und verhindert Fehlmeldungen sowie Folgekosten.
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